Erlebnisbericht: Formel-E-Testfahrten in Valencia

Grüße, Freunde des Rennsports - nach etwas längerer Pause kommt hier mal wieder ein Blogpost von mir.

Das Jahr 2021 neigt sich seinem Ende entgegen: Die Formel 1 bestreitet zwar noch ihr letztes Rennen in Abu Dhabi, aber in den meisten anderen Rennserien ist die Saison bereits beendet. Nach der Saison ist jedoch bekanntlich vor der Saison, sodass die FIA-Formel-E-Weltmeisterschaft ihre jährlichen Vorsaison-Testfahrten in diesem Jahr Ende November und Anfang Dezember auf dem Circuit Ricardo Tormo bei Valencia durchführte.

Nick Cassidy kurz vor der Ausfahrt aus seiner Box

Wie in der Vergangenheit fanden die Testfahrten dabei über einen Zeitraum von vier Tagen statt: Montag, Dienstag und Donnerstag gab es je sechs Stunden Testfahrten, dazu stand am Mittwoch ein Medientag auf dem Programm.

Nach 2019 wurde ich zum zweiten Mal als Journalist zugelassen. In der weiterhin andauernden Pandemie gelten natürlich bestimmte Regeln: So musste ich einen maximal 48 Stunden alten PCR-Test mit negativem Ergebnis vorweisen. Das Tragen einer FFP2-Maske war im Media Center zudem obligatorisch.

Soweit zu den Beschränkungen der Formel E, allerdings hatte ich bei der Anreise aus Deutschland noch einiges mehr zu beachten: Zur Einreise per Flugzeug brauchte ich ein EU-Impfzertifikat oder einen Genesenennachweis. Zudem musste ein Online-Formular ausgefüllt werden, in dem ich unter anderem meine Flugnummer, den Sitzplatz und meine Aufenthaltsdaten in Spanien angeben musste. Dieses wurde vor dem Abflug von den Mitarbeitern der Fluggesellschaft kontrolliert.

Leider hatte ich im Vorfeld schon erfahren, dass ich bei diesen Testfahrten etwas "einsam" sein würde: Von den Journalisten, die ich in den vergangenen Jahren bei den verschiedenen Veranstaltungen kennengelernt hatte und mit denen ich danach etwas enger in Kontakt geblieben war, flog kein einziger in diesem Jahr nach Spanien. Sehr schade, da ich mich mit vielen dieser Leute sehr gut verstehe.

Da wir das Wochenende vor den Testfahrten als unser Team-Wochenende auserkoren hatten, verbrachte ich die Tage vor dem Flug in Mainz, wo wir auch die Valencia-Vorschau unseres Podcasts aufzeichneten. Zumindest einen großen Teil davon, weil das Zeitmanagement irgendwie nicht so ganz funktionierte und ich dann mitten in der Aufzeichnung aufbrechen musste. Von hier aus war es dann aber auch ein recht kurzer Weg zum Flughafen nach Frankfurt, von dem ich am Sonntagnachmittag abflog.

Es gab jedoch einige Verzögerungen, sodass mein Flug fast zwei Stunden Verspätung zur ursprünglich geplanten Abflugzeit hatte. Bedauerlich, da mich Mercedes-EQ am Sonntagabend in der Innenstadt von Valencia zur Team-Präsentation eingeladen hatte, was ich daher aber leider absagen musste.

Die Nacht von Sonntag auf Montag verbrachte ich dann in einem Hotel in Flughafennähe, ab Montag war ich dann in der Nähe der Rennstrecke untergebracht.

Da der Circuit Ricardo Tormo gut 20 km westlich von Valencia in Cheste liegt und mir ein Mietwagen für zwei Fahrten am Tag (morgens zur Rennstrecke und abends zurück) dann doch zu viel war, war ich auf ein Taxi angewiesen. Das war kein Problem, aber die Kosten sind echt nicht zu vernachlässigen - mit ein Grund, warum ich die Nächte zwischen den Tagen an der Rennstrecke nicht zurück nach Valencia fahren wollte.

Man sollte jedoch beachten, dass es eine absolute Luxus-Situation darstellt, wenn ein Spanier außerhalb der absoluten Touristenhochburgen mehr als eine Handvoll Worte Englisch beherrscht. Das gilt sowohl für Taxifahrer und Hotelangestellte als auch beispielsweise für das Sicherheitspersonal an der Rennstrecke. Aber glücklicherweise klappte die Verständigung mit Händen und Füßen meistens oder es war jemand greifbar, der ein wenig dolmetschen konnte. Ihr könnt euch aber sicher vorstellen, dass es durchaus etwas schwieriger war, dem Hotelmitarbeiter zu erklären, dass ich nur kaltes Wasser in meiner Dusche hatte ;)

Auch wenn einige Journalisten die Testfahrten auslassen mussten, war ich natürlich nicht alleine im Media Center: Es gab einige bekannte Gesichter, zudem kamen auch weitere neue dazu. Wirklich voll war der Raum jedoch in diesen Tagen nicht. Wie üblich, gehörte ich morgens zu den ersten Journalisten vor Ort - offensichtlich bleiben doch einige der Kollegen gerne etwas länger liegen und/oder frühstücken noch in Ruhe, bevor sie sich an die Strecke begeben.

Maximilian Günther im Nissan e.dams

Die Arbeit bei den Testfahrten selbst ist dabei nicht ganz so stressig: Im Gegensatz zu einem E-Prix, wo alles sehr komprimiert ist, hat man doch eine ganze Menge Zeit, sodass man auch mal eine halbe Stunde in der Boxengasse oder an der Rennstrecke verbringen und sich die Autos ansehen kann.

Nichtsdestotrotz ist man von 8 bis 18 Uhr vor Ort. Die Formel E führte dabei unter anderem ein paar Sessions durch, die nicht über das offizielle Livetiming liefen: Sowohl das neue Qualifying-Format als auch das Rennformat inkl. Nachspielzeit wurden einmal getestet.

Da dies für meine Kollegen aus Deutschland "blind" etwas schwierig war, habe ich den Live-Ticker für die Qualifying-Simulation am Montagnachmittag selbst übernommen und für die Rennsimulation im Minutentakt die Ereignisse in unserer Redationsgruppe geschildert. Außerdem führte ich an der Strecke sehr viele Gespräche, habe Interviews und Pressekonferenzen transkribiert und mehrere Artikel geschrieben. Urlaub in Spanien sieht definitiv etwas anders aus.

Immerhin erinnerte das Wetter ein wenig daran: Viel Sonnenschein und Höchsttemperaturen von 19° waren doch deutlich angenehmer als Temperaturen um den Gefriergrad und leichter Schneefall, wie es ihn zeitgleich in Deutschland gab. Auch wenn es bei dem doch recht starken Wind im Schatten schon einmal etwas frisch war, wenn man die Jacke gerade mal nicht trug.

Und wenn die Formel E sich nicht gerade dazu entscheidet, erste Fotos des Gen3-Autos um 20 Uhr zu veröffentlichen, hat man auch am Abend ein wenig Ruhe. Auch wenn ich abends nicht mehr gemacht habe als zu duschen und anschließend die letzten Folgen von "Formula E Unplugged" auf YouTube zu gucken.

Einzig am Donnerstag, als die Testfahrten bereits um 15 Uhr endeten, war ich am Abend nochmal außerhalb meines Hotelzimmers und habe in einem Imbiss um die Ecke noch eine Pizza gegessen.

Es war dann jedoch ein wenig nervig, dass Mahindra Racing es sich nicht hat nehmen lassen, am 1. Dezember das Fahrerlager mit "Last Christmas" von Wham zu beglücken. Aber immerhin haben sie meine Kritik bei Twitter nicht zu ernst genommen ;)

Bessere Musik gab es übrigens bei Porsche, aber lassen wir das jetzt :)

Da mein Rückflug nach Köln erst am Samstagmorgen ging, hatte ich am Freitag dann noch einen ganzen Tag Zeit, um mir Valencia einmal anzusehen. Das hatte beim ersten Mal vor Ort aus zeitlichen Gründen nicht geklappt.

Erstes Learning: Die Metro in Valencia ist einem Taxi vorzuziehen, wenn man in die Innenstadt will. Eigentlich sollte das klar sein, aber von meinem Hotel in Chiva aus musste ich sowieso ein Taxi nehmen, also dachte ich, ich könnte mich dann auch gleich in die Innenstadt fahren lassen. Hat mich unnötigerweise etwas mehr als 20 Euro und fast eine Dreiviertelstunde gekostet, da doch einiges an Verkehr dort herrschte. Mit der Metro wäre ich dahin innerhalb von 20 Minuten für 3,10 Euro gekommen. Nächstes Mal denke ich wohl dran ;)

Ich hatte mir vorher ein paar Sehenswürdigkeiten ausgesucht, die ich mir ansehen wollte und habe diese dann mit Hilfe von Google Maps abgeklappert. Valencia kann ich auf jeden Fall empfehlen, es gibt einige interessante Ecken dort zu bestaunen.

Auch wenn wohl jeder Elektrikermeister bei den alten Gebäuden in der Innenstadt einen Herzinfarkt bekommen würde, wenn er die an der Fassade angebrachte, teilweise sehr abenteuerlich wirkende Verkabelung sehen würde. Aber vielleicht ist das ja gar nicht immer so, sondern hing mit der Weihnachtsbeleuchtung zusammen, die dort bereits an vielen Stellen angebracht war.

Immerhin kam so für den letzten Tag in Spanien noch ein wenig Urlaubsstimmung auf. Muss aber auch mal sein ;)

Und nun sitze ich am Flughafen, verfasse die letzten Zeilen für den Blogpost, den ich in der kommenden Woche dann onlinestellen will und freue mich auf Zuhause. Für kommendes Jahr habe ich Stand heute ein paar mehr Besuche bei Motorsportveranstaltungen geplant - mal sehen, ob sich das so realisieren lässt.

Bis dahin verabschiede ich mich aber erstmal wieder, vielen Dank fürs Lesen und bis bald!

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