Erlebnisbericht Marrakesch E-Prix 2019, Teil 2

Grüße, Freunde des Rennsports - hier folgt nun der zweite Teil meiner Erlebnisreise nach Marokko. Den ersten Teil findet ihr zum Nachlesen hier. Viel Spaß beim Lesen!

Tobi Bluhm, frisch
aus dem Flieger

Anreise und Flug nach Marokko waren unproblematisch. Man sollte nur unbedingt einen Stift dabei haben, weil bei der Einreise nach Marokko ein Formular ausgefüllt werden muss. Nach Möglichkeit sollte man das sogar vorbereiten, da am Flughafen ein sehr großer Andrang an den Ausgabestellen für die Formulare ist. Bei der Ankunft haben sich mehrere Taxifahrer fast darum geprügelt, uns fahren zu dürfen. Wir landeten in einem alten Mercedes - ohne Sicherheitsgurte! Die Fahrt war ein Erlebnis - so etwas wie Verkehrsregeln sind hier wohl weitgehend unbekannt. Mit 80 km/h durch die Stadt, Spurwechsel nach Bedarf, rechts an der Schlange mit den Linksabbiegern vorbei und dann vor der Schlange links abgebogen? Alles erlebt. Mit dem Motorrad/Roller über rote Ampeln oder entgegen der Fahrtrichtung durch Einbahnstraßen? Normalzustand. Und wie gesagt - ohne Sicherheitsgurte...

Die Taxifahrt war relativ teuer, die Taxifahrer nehmen für Fahrten vom Flughafen aus Festpreise (umgerechnet etwa 25 Euro nach Marrakesch und 40 Euro nach außerhalb, wo auch unser Hotel lag). Wer kann, sollte beim Flug oder beim Hotel direkt den Flughafentransfer mitbuchen. Die meisten Hotel-Buchungsplattformen und Fluggesellschaften bieten das an, es ist definitiv auch günstiger. Bei der Rückfahrt habe ich das nach dieser Erfahrung auch nachträglich gemacht und 8 Euro für den Transfer von Marrakesch (Innenstadt) zum Flughafen gezahlt. Kann ich nur empfehlen!

Beim Journalistendinner habe ich die Medienleute von ABB und einige Journalisten kennengelernt. Wir waren insgesamt rund 20 Personen, also noch eine überschaubare Runde. Es gab traditionelles marokkanisches Essen (verschiedene Tajinas und Couscous) und Getränke nach Wahl. Falls ihr selbst einmal in der Innenstadt von Marrakesch essen gehen solltet, achtet vor allem auf die Getränkepreise! 70 MKD, also umgerechnet rund 7 Euro sind für ein Bier (0,3 Liter) keine Seltenheit. Nach dem Dinner brachte uns ein Taxi wieder zum Hotel zurück und es ging danach auch schnell ins Bett, weil wir am nächsten Tag um 9 Uhr unsere Media-Pässe abholen wollten.

Wir entschieden uns für den Fußweg, mussten aber die Strecke dafür einmal zur Hälfte umrunden. Pünktlich wie die Eisenbahn (zumindest früher einmal) waren wir auch um 8:45 Uhr da - hauptsächlich deshalb, weil es in unserem Hotel kein Frühstück gab -, mussten aber bis 9:20 Uhr warten, bis wir unsere Pässe in Empfang nehmen durften. Der zuständige Mitarbeiter war spät dran… In der Warteschlange lernten Tobi und ich den französischsprachigen Schweizer Cédric von Formula E Hub kennen. Ein netter Kerl, der zum ersten Mal als Journalist bei einem E-Prix dabei war.

Die Curbs in der Schikane (Kurve 4/5)
Der Trackwalk hatte zwischenzeitlich begonnen, so dass wir entschieden, uns zunächst im Media-Center, das sich im Boxengebäude oberhalb der Boxen von Audi und DS Techeetah befand, häuslich einzurichten, bevor wir selbst eine halbe Runde über die Strecke gingen. Hier galt unser Interesse hauptsächlich der Attack-Zone in Kurve 3. Da hier gerade Dario Franchitti mit einem Kamerateam zugange war, wurden wir aber sehr schnell "verjagt". Anschließend ging es zurück ins Media-Center, wo wir uns auf die Medienrunde mit den Fahrern vorbereiteten. Hier gab es Frühstück, dazu den ganzen Tag über Wasser und Softdrinks. Anschließend ging es in die Boxengasse, wo ich zum ersten Mal einen Blick auf die Gen2-Renner werfen durfte - ich hatte bislang ja ausschließlich das Demo-Fahrzeug der Formel E in Action gesehen, mit dem Nico Rosberg beim Berlin E-Prix ein paar Show-Runden gedreht hat. Ansonsten verläuft der Freitag eigentlich sehr unspektakulär - es gibt noch den Shakedown, wo die Fahrer mit reduzierter Leistung fahren und keine Zeiten genommen werden. Ansonsten ist man mit Vorbereitungen und Gesprächen beschäftigt. So konnten wir einige Dinge aufschnappen, die später als Hintergrundinformationen für Artikel verwendet werden können oder aber in unserem Format "Postkarte aus Marrakesch" landen.

Am Freitagabend ging es gemeinsam mit einigen Journalisten zum
Jemaa el-Fna am Abend
Abendessen in die Innenstadt zu einem marokkanischen Restaurant. Der Taxifahrer setzte uns in der Stadt ab, wo er uns auch später wieder abholen wollte. Er beschrieb uns den Weg zum Restaurant, der über einen sehr belebten Platz führte (wie sich später herausstellte, der Jemaa el-Fna). Wir fanden den Weg problemlos und hatten einen schönen Abend, Bauchtänzerinnen inklusive. Etwas gewöhnungsbedürftig: In Marokko wird in Restaurants geraucht, und zwar nicht zu knapp. Obwohl das bei uns früher auch nicht anders war, habe ich mich zumindest schnell und gerne daran gewöhnt. Wir verließen die Runde um kurz vor 23 Uhr. Der Taxifahrer wartete auch pünktlich, wie vereinbart, beim Treffpunkt. Beim Fahrpreis ließ er auch ein wenig mit sich handeln.

Am Horizont türmt sich das Atlas-Gebirge auf
Die Nacht war relativ kurz, weil wir morgens um 7:30 Uhr schon wieder an der Strecke sein wollten - immerhin startete das 1. Freie Training schon um 8:15 Uhr. Mit zwei Freien Trainings, Qualifying und Super-Pole war die Zeit bis 13 Uhr fast komplett verplant. Zwischen den Freien Trainings gingen wir einmal kurz in die Boxengasse, wo ich mich kurz mit Pascal Wehrlein und danach mit Nick Heidfeld hinter der Mahindra-Box traf. Nick gab mir (nach Absprache mit dem Team) noch kurz ein paar Infos zu den technischen Problemen von Pascal, der im Training zweimal stehengeblieben war.

Außerdem lernte ich Gari Paubandt kennen, der die Rennen im ZDF-Livestream kommentiert. Ein äußerst sympathischer Kerl, mit dem Tobi und ich uns auch später nochmal sehr nett unterhalten haben.
Ulrich Fritz und Susie Wolff
im Gespräch, während ich
hinter der Box warte


Ich ging später ein zweites Mal in die Boxengasse hinunter, nachdem Venturi twitterte, dass bei Felipe Massa der Antrieb gewechselt werden müsse. Insgesamt ist Twitter für uns eine der Hauptinformationsquellen, wenn es um besondere Vorfälle geht. Sowohl die Teams und Fahrer selbst als auch diverse Medienkollegen veröffentlichen da meistens sofort Infos. Exklusivbilder und -informationen sind in solchen Situationen natürlich immer wichtig, so dass ich das Media-Center sofort verließ, um ein Video der Mechaniker bei der Arbeit aufzunehmen. Als Medienschaffender hat man (sofern die Boxengasse geöffnet ist) immer freien Blick auf die Autos - nicht wie in anderen Rennserien, wo Stellwände die Sicht auf das Interessanteste verdecken.

Ich nutzte die Gelegenheit, mich auch einmal mit Teamchefin Susie Wolff zu unterhalten. Diese war gerade im Gespräch mit HWA-Teamchef Ulrich Fritz, stand mir aber anschließend, wie zuvor versprochen, für ein kurzes Gespräch bzgl. des Problems bei Massa zur Verfügung. Äußerst höflich und freundlich entschuldigte sie sich sogar zweimal bei mir dafür, dass sie mich so lange (etwa 10 Minuten) hatten warten lassen.

Nach der Super-Pole habe ich dann schon einmal die Rundenzeiten für die Performance-Analyse erfasst.
Der DS Techeetah von JEV in der Startaufstellung
Vor dem Rennen stand der Gridwalk an, Premiere für mich. Ich hatte mich gemeinsam mit Tobi bereits am Freitag hierfür registriert, da nur ein bestimmtes Kontingent für Journalisten zur Verfügung steht. Auf dem Weg dorthin gingen Tobi und ich auch einmal durch das E-Village. In Marrakesch war dieses etwas anders aufgebaut als in Berlin oder Paris, bedingt durch die kleinere Anzahl an Zuschauern war alles mehr an einem Ort konzentriert. Gut gemacht war es aber auch dort allemal. Allerdings entpuppte sich der folgende Gridwalk als nichts Besonderes - die oft in den Fernsehbildern eingeblendeten Prominenten haben Sicherheitspersonal dabei, das "normale" Leute von ihnen fernhält. Es gibt vielerorts ein großes Gedränge, sodass man auch kaum etwas sehen konnte. Viele der Fahrer konzentrierten sich bereits aufs Rennen und wollten so kurz vor dem Start in Ruhe gelassen werden. Immerhin lernte ich den Vater von Max Günther kennen und wechselte ein paar Worte mit ihm. Edo Mortara war da anders als viele seiner Kollegen, gut gelaunt und wie immer auch recht gesprächig. Ich verabschiedete mich, wünschte ihm viel Erfolg für das Rennen und machte noch ein paar Fotos der Autos in der Startaufstellung.

Anschließend ging ich wieder ins Media-Center, von wo aus ich das Rennen verfolgte. Da mein Kollege Tobi, wie bereits im Freien Training und im Qualifying, den Live-Ticker schrieb, war ich während des Rennens überwiegend damit beschäftigt, ihm Infos über die Veränderung der Abstände, Überholmanöver, Attack-Mode-Aktivierungen usw. zukommen zu lassen. Nebenbei schrieb ich auch eine Kurzmeldung zu den von der Rennleitung verhängten Strafen - pünktlich zum Gridwalk hatte die FIA diese veröffentlicht. Unter anderem hatte HWA eine Geldstrafe bekommen, weil sie die Garage am Morgen bereits um 6:19 Uhr statt um 6:30 Uhr geöffnet hatten. Warum das zugehörige FIA-Dokument erst gegen 15:30 Uhr verfügbar war, wissen wohl nur die Verantwortlichen beim Weltautomobilverband selbst.

In Kürze geht es mit dem dritten Teil meines Berichtes weiter :-)

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