Erlebnisbericht Marrakesch E-Prix 2019, Teil 3

Hallo Motorsportfreunde, es folgt nun der dritte Teil meiner Erlebnisreise nach Marokko. Falls ihr die beiden ersten Teile verpasst haben solltet, findet ihr Teil 1 hier und Teil 2 hier. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Ja, ihr habt richtig gelesen - obwohl wir Redakteure vor Ort mittendrin im Geschehen waren, schauten wir uns das Rennen nur auf dem Monitor an.  
Neben dem Weltsignal stand uns hier auf einem zweiten Monitor das Live-Timing
Andre Lotterer beim Reifenwechsel vor der Box
zur Verfügung. An der Strecke selbst verfolgten nur die Fotografen die Rennaction. Ein besonderer Moment war auch für uns im Media-Center die Kollision der beiden Fahrer von BMW i Andretti im Kampf um die Führung - der Schock über das, was dort gerade passiert war, war in allen Gesichtern zu sehen. Wir saßen in der ersten Reihe und ich drehte mich direkt im Anschluss an den Unfall einmal rum, um einen Blick in die Journalistenrunde zu werfen.


Auch nach Rennende blieben wir im Media-Center, als nur rund 300 Meter entfernt die Siegerehrung stattfand. Hier schrieb Timo zuhause den Rennbericht und wir erfassten vor Ort die Ergebnisse, damit unsere Leser diese Informationen so schnell wie möglich zur Verfügung hatten. Noch bevor der Sieger seinen Pokal überreicht bekam, konnte man damit bereits diese Infos auf e-Formel.de abrufen.

Da wir hierfür auch die schnellsten Rennrunden jedes Piloten erfassten, stellte ich parallel die Performance-Analyse fertig - dies erfolgte in einer vorbereitete Excel-Datei auf Knopfdruck, sobald die Rundenzeiten aus dem Rennen einmal da waren. Noch vor der offiziellen Pressekonferenz, bei der die Fahrer auf den Podiumsplätzen im Media-Center kurz etwas zum Rennen sagten und für Fragen zur Verfügung standen, gingen die Ergebnisse


per Email an unseren Grafiker Dennis, damit dieser die Grafiken für den Artikel anfertigen konnte. Außerdem sprachen Tobi und ich uns ab, wer bei der anschließenden Medienrunde welchen Fahrer interviewen sollte, und welche Fragen wir stellen wollten.

Direkt im Anschluss wurden die Interviews transkribiert, also abgetippt. Die wichtigsten Aussagen daraus wurden in den Artikel mit den Fahrerstimmen übernommen, andere Aussagen zur späteren Verwendung auf Seite gepackt. Es war fast 22 Uhr, als wir (nach mehr als 14 Stunden Arbeit) das Media-Center verließen und zu einem spanischen Restaurant in der Nähe unseres Hotels gingen, das uns von anderen Gästen am Vortag empfohlen worden war. Hier löste Tobi auch seine Schulden bei mir ein und spendierte mir ein Bier. Nach einer Stunde ging es wieder ins Hotel, weil am nächsten Morgen ja die Rookie-Tests anstanden.

Blick von der Tribüne auf die Testfahrten
Der Sonntag war deutlich entspannter, auch das Media-Center war nur noch zu rund 25 Prozent gefüllt. Wir als Formel-E-bezogene Seite berichten auch an einem solchen Tag, aber für die lokalen Medien und auch die internationalen Fernsehsender ist ein Testtag während der Saison natürlich vollkommen uninteressant - besonders, wenn die Stammpiloten nicht zum Einsatz kommen. Wir nutzten die Gelegenheit, einmal auf die Tribüne zu gehen, uns die Action an der Strecke anzugucken und nebenbei auch ein wenig Content für unseren Podcast aufzunehmen. Dabei unterstützte uns freundlicherweise unser Schweizer Kollege Cédric, weshalb wir auch einen Teil in Englisch aufnahmen. Veröffentlicht werden wird das Ganze demnächst exklusiv auf Patreon - wer also gerne im Audio-Format etwas mehr über die Testfahrten in Marrakesch und vieles weitere erfahren möchte, sollte mal bei www.patreon.com/ePod reingucken. Es lohnt sich!

*werbemodus aus*

Beim Interview mit Bruno Spengler habe ich es 
sogar in den Media-Pool der Formel E geschafft :-)
In der Mittagspause war wieder Fahrer-Medienrunde, wo wir ein paar Stimmen einfangen konnten. Als er e-Formel.de hörte, bot Bruno Spengler mir dabei an, das Interview auf Deutsch zu machen, was ich natürlich gerne annahm. Mein neuer Lieblings-Interviewpartner ist aber ganz klar Benoit Treluyer - angesprochen auf den Rookie-Test und sein Alter (er ist immerhin schon 42 Jahre alt), folgte ein flotter Spruch nach dem anderen. "I didn't use more than 200 kW - in my age you don't need to prove anything" war dabei noch der Harmloseste. Und zwar nicht nur (mit einem ordentlichen Schuss Selbstironie) von ihm, sondern auch von der PR-Managerin von Virgin, die neben ihm stand. Wir haben auf jeden Fall alle drei viel gelacht. Äußerst bedauerlich, dass mein Handy mitten im Interview einfach neustartete, und so die Aufnahme verloren ging.

Nach der Medienrunde startete die Nachmittagssession, wo sich dann aber
Jamie Greens havarierter Audi e-tron FE05
wird auf dem Abschleppwagen angeliefert

Cédric und auch Tobi verabschiedeten. Den restlichen Tag war ich vor Ort also auf mich alleine gestellt. Es passierte aber auch nichts wirklich Spannendes mehr, so dass ich ein paar Fotos und Videos vom Balkon über den Boxen machen konnte. Als am Ende der Session der havarierte Audi von Jamie Green zurück in die Box gebracht wurde, machte ich ein Video davon, wie der Bolide vor der Audi-Box abgeladen wurde. Praktisch, weil ich genau vier Meter darüber stand.

Es folgte die Nachberichterstattung, außerdem machte ich den Artikel zur Performance-Analyse fertig, der am kommenden Tag erscheinen sollte. Das zog sich etwas hin, bis ich um kurz nach 21 Uhr quasi aus dem Media-Center geworfen wurde. Man bat mich höflich, zu gehen und ich packte zusammen. 5 Minuten später wurde das WLAN abgeschaltet. Ich ging noch einmal durch die Boxengasse, wo die Teams gerade mit dem Abbau der Boxen und dem Verladen der Autos beschäftigt waren - immerhin waren es ja nur 12 Tage, bis die Rennwagen in Santiago wieder auf die Strecke gehen. Anschließend kehrte ich zum Hotel zurück, sprach noch kurz mit dem jungen Mann, der dort Mädchen für alles war und ging auf mein Zimmer. Meine Versuche, hier noch ein paar Kleinigkeiten fertigzustellen, scheiterten daran, dass die Internetverbindung über das WLAN immer wieder abbrach. Schlecht, wenn man als Journalist für ein Online-Medium arbeitet ;-)

Das Problem sei bekannt, versicherte mir der Hotelmitarbeiter, ein neuer Router solle demnächst angeschafft werden. Ich bereitete noch ein paar Dinge vor, für die ich keine Internetverbindung brauchte, suchte nach ein paar Sehenswürdigkeiten in Marrakesch und legte mich schlafen. Am Montag wurde ich wieder früh wach, obwohl ich meinen Wecker erst auf halb zehn gestellt hatte. Ich sprang unter die Dusche, packte meine Sachen zusammen und ließ mir ein Taxi rufen.

Der Taxifahrer setzte mich mitten in der Stadt vor einem großen Shopping-
Center ab, wo ich ein paar Souvenirs für die Daheimgebliebenen besorgte. Anschließend klapperte ich die Sehenswürdigkeiten ab, die ich mir herausgesucht hatte. Ein wenig nervig: Als Tourist wird man alle paar Meter angesprochen, angebettelt oder mit fragwürdigen Angeboten überhäuft. Eine beliebte Masche ist, dass man von jemandem mit einer Schirmmütze angesprochen wird, auf der POLICE steht.
Vor der Koutoubai-Moschee
Soll wohl einen offiziellen Eindruck erwecken, aber kauft das demjenigen wirklich jemand ab, dass er Polizist sei? Auf jeden Fall bietet diese Person einem dann an, eine Abkürzung zu einer Sehenswürdigkeit oder, wenn man Hunger hat, ein gutes, wenn nicht sogar das beste Restaurant zu zeigen. Geht man darauf ein, verlangt die Person anschließend Geld für seine Dienstleistung - umgerechnet bis zu 50 Euro. Bringt er jemanden zu einem Restaurant, verlangt er eine (offensichtlich zuvor abgesprochene) Provision vom Kellner. Wenn man aber damit droht, die "echte" Polizei zu rufen, sind diese Leute meistens schneller verschwunden als man gucken kann. Gleiches gilt für Leute, die einem Geld dafür abknüpfen wollen, dass man sie, ihren Marktstand oder - im Falle eines Schlangenbeschwörers mit einer Kobra auf dem Jemaa el-Fna - ihr Tier fotografiert. Dabei ist es unerheblich ob man tatsächlich fotografiert oder nur die Kamera in ihre Richtung gehalten hat.


Einer der Parks in Marrakesch
Da ich noch etwas mehr zwei Stunden Zeit hatte, ging ich in einen der Parks in unmittelbarer Nähe der Innenstadt.

Ich ließ den Tag in Marrakesch in einem gut gelegenen, kleinen, aber sehr schicken Restaurant ausklingen, wo ich auch noch eine Aufnahme für den ePod gemacht habe. Auch hier gab es (wie bereits Donnerstag und Freitag) wieder ein traditionelles marokkanisches Gericht von der Karte - Pastilla mit Hähnchen.

Pastilla mit Hähnchen sah nicht nur gut aus,
sondern war auch echt lecker. Nur deshalb
auch mit Foto hier zu finden ;-)

Klang sehr interessant, mit Mandeln, Zimt und Puderzucker. Außerdem gab es Brot und Oliven als Vorspeise, ich hatte danach noch eine köstliche Tarte de Chocolat zum Dessert, dazu zwei Getränke, und das für etwa 17 Euro. Gleichzeitig konnte ich auch noch ein Fußballspiel aus der spanischen Liga gucken - was will man mehr?

Der bereits angesprochene Flughafentransfer war sehr angenehm, der Fahrer holte mich pünktlich am abgesprochenen Treffpunkt ab - zwar mit einem anderen Fahrzeug als in der Email des Anbieters angegeben, aber wir haben uns dennoch problemlos gefunden. Achtung bei der Buchung - wenn diese über die Fluglinie erfolgt, ist die Uhrzeit in der Regel vorgegeben, da sich diese nach der Abflugzeit richtet. Informationen über das Auto und den Fahrer (inklusive Handynummer) erhält man erst äußerst kurz vor dem Termin. Der Wagen wartet aber auch nur ein paar Minuten am Treffpunkt, also unbedingt regelmäßig die Emails checken und rechtzeitig am Treffpunkt sein!

Der Fahrer war sehr freundlich und hatte für mich auch das am Flughafen
benötigte Formular zur Ausreise dabei, das ich so schon während der Fahrt ausfüllen konnte. Da ich sein einziger Fahrgast auf der Tour war, ging die Fahrt zu Flughafen auch sehr schnell und ich war mehr als rechtzeitig dort. Die Sicherheitskontrolle ging ebenfalls fix, so dass ich einiges an Wartezeit bis zum Boarding hatte. Ich nutzte die Gelegenheit, um diesen Text zu beginnen. Jetzt gerade sitze ich im Flieger, lese Korrektur und schreibe die letzten Zeilen meines Berichtes über den Besuch beim Marrakesch E-Prix - ein absolutes Erlebnis!

Ich danke euch, dass ihr die rund 4000 Worten gelesen habt und hoffe, dass euch der Bericht auch tatsächlich gefallen hat. Ihr könnt Feedback, Lob und Beschwerden jederzeit gerne in den Kommentaren loswerden.

Komme ich nächstes Jahr wieder, sollte Marrakesch erneut zum Rennkalender der Formel E gehören? Das weiß ich jetzt leider noch nicht. Aber ausschließen möchte ich es auf gar keinen Fall!

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